Keine Verbesserung beim Fahrradklima in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen

Die Ergebnisse des bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 zeigen, dass es in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen noch nicht gelungen ist, echte Erfolge beim Radverkehr auf die Straße zu bringen.

Keyvisual ADFC-Fahrradklima-Test 2022
Fahrradklima-Test 2022 © ADFC | April Agentur

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Mit Hilfe eines Fragebogens können Radfahrerinnen und Radfahrer verschiedene Aspekte des Radfahrens in ihrem Wohnort auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 bewerten. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 

Ernüchterndes Gesamtergebnis in beiden Städten

Bei der Fahrradfreundlichkeit in Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt geht es nur im Schneckentempo voran, so das ernüchternde Fazit der befragten Radfahrenden in beiden Städten.

Filderstadt konnte mit einer Gesamtbewertung von 3,4 auf der Schulnotenskala Rang 21 von 447 Kommunen der Ortsgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner erreichen. Zu denken gibt hier ein unübersehbarer Abwärtstrend: nach einer guten Bewertung von 2,6 im Jahr 2012 konnte 2018 nur noch ein Wert von 3,4 erzielt werden. Dieses bislang schwächste Ergebnis konnte in 2020 und 2022 mit einer Bewertung von 3,3 nur minimal verbessert werden.

Leinfelden-Echterdingen landete mit einer Gesamtbewertung von 3,7 auf Platz 88 von 447 Kommunen der  Ortsgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner. Die Stadt stagniert damit seit 10 Jahren auf dem nahezu gleichen Niveau.

Gute Werbung, schlechte Wege

Die Befragten des ADFC-Fahrradklima-Tests attestieren beiden Städten eine bessere Berichterstattung zum Radverkehr und nehmen eine verstärkte Fahrradförderung in jüngster Zeit wahr. Allerdings wird in zu vielen Bereichen rund um den Radverkehr Stillstand wahrgenommen.

Die wesentlichen Kritikpunkte sind „alte Bekannte“:

1. Sicherheit beim Radfahren

Befragt nach der Wichtigkeit einzelner Themen steht die Sicherheit bei den Radfahrenden in beiden Städten ganz oben auf der Liste. Die Realität: Radfahrende fühlen sich im Mischverkehr gefährdet, bedrängt und behindert. Konflikte mit Autofahrer/innen und Fußgänger/innen drücken auf die Stimmung.

2. Infrastruktur und Radverkehrsnetz

Schlechte Radwege, zu schmale Radwege, verdreckte Radwege -  auch diese Kritikpunkte begleiten den Fahrradklimatest in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen seit Jahren.

3. Stellenwert des Radfahrens

Auch hier sind sich die Radfahrenden in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen in ihrer Kritik einig: das Falschparken auf Radwegen wird von beiden Kommunen nicht hinreichend überwacht und geahndet. In Filderstadt wird die Falschparkerkontrolle mit einem „ausreichend“ (4,1) bewertet, in Leinfelden-Echterdingen gar mit einem „mangelhaft“ (4,6).

Ein weiterer Kritikpunkt: Ampelschaltungen, die schlecht auf Radfahrende abgestimmt sind (Leinfelden-Echterdingen: 4,6; Fildertstadt: 4,3).

Die gute Botschaft: die Erreichbarkeit der Stadtzentren wird in beiden Städten positiv bewertet. Die grundsätzliche Bereitschaft, auf innerörtlichen kurzen Strecken auf das Rad umzusteigen, ist vorhanden. Jetzt gilt es, durch eine sichere und attraktive Radinfrastruktur diese Chance zu nutzen.

Eine Randbemerkung sei an dieser Stelle erlaubt: Eine Umwidmung einer Hauptradroute zu einer verkehrsberuhigten Zone, wie jüngst in der Echterdinger Burgstraße, ist der falsche Weg. Es muss die Chance genutzt werden, die Umbaumaßnahmen der „Historischen Mitte“ zu nutzen, um dieses Plus auszubauen und das Einkaufen per Rad und zu Fuß attraktiver zu machen. Die positiven Effekte von fahrradfreundlicher Infrastruktur auf den Einzelhandel sind in internationalen und nationalen Studien wiederholt belegt worden. Sie zeigen, dass die Erfahrungen durchweg positiv sind, wenn das Fahrrad gefördert wird. In keinem Fall sind die Verkaufszahlen eingebrochen, in einigen aber deutlich gestiegen (ADFC Bundesverband: Fahrradförderung ist gut fürs Geschäft. Argumente für den Einzelhandel).

Fazit 

In Zeiten der Klimakrise muss das Ergebnis für die Kommunen ein Alarmzeichen sein. Der Klimaschutz braucht die Mobilitätswende und die Mobilitätswende braucht das Fahrrad. Aber mehr Radverkehr gibt es nur mit sicheren und attraktiven Radwegen und daran fehlt es weiterhin. Um echte Erfolge beim Radverkehr auf die Straße zu bringen, braucht es spürbare  Verbesserungen in der Infrastruktur - und zwar jetzt und flächendeckend.

        

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden, die sich die Zeit genommen haben, um mit ihrer Bewertung des Fahrradklimas in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen den Kommunen aufzuzeigen, wie ihre Maßnahmen bei den Menschen ankommen, wo sie bereits gute Arbeit geleistet haben und wo noch Nachbesserungsbedarf besteht, um das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.     

https://esslingen.adfc.de/artikel/fahrradklimatest-2022-gedaempfte-stimmung-in-leinfelden-echterdingen

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 200.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer*in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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