Machbarkeitsstudie Radschnellwege auf den Fildern vorgestellt
Der Landkreis Esslingen macht Tempo bei den Radschnellwegen, auf die er Einfluss hat.
Das spricht aus den Beschlüssen, die der Ausschuss für Technik und Umwelt des Kreistags am 09. März im Wernauer Quadrium gefällt hat:
- Die Verwaltung wird beauftragt, die Umsetzung von Teilabschnitten in Abstimmung mit den jeweiligen Straßenbaulastträgern sukzessiv voranzutreiben.
- Für Abschnitte mit der Baulast des Landkreises wird die Verwaltung beauftragt, die Straßenplanung zu erstellen.
Landrat Eininger hat in der Sitzung herausgestellt, dass der Landkreis mit dem zweiten Punkt das Tempo vorgeben will und eben NICHT warten will, bis die ganzen Kommunen in die Umsetzung kommen.
Zuvor hatte das Frankfurter Büro RV-K die Machbarkeitsstudie Radschnellverbindungen auf den Fildern, also zwischen Stuttgart und Kirchheim/Teck vorgestellt.
Erstmal das ist das knappe Fazit: da ist Musik drin!
Wie wir schon aus der Beteiligungsphase wissen, hat RV-K die beiden Korridore über Ostfildern-Ruit und den über Filderstadt untersucht, beide führen über Neuhausen und dann nach Kirchheim/Teck.
Nutzen und Kosten
An der Stuttgarter Stadtgrenze wurde das Potential mit 4.600 Radfahrenden/Tag ermittelt und das sorgt für einen grossen gesellschaftlichen Nutzen, ein investierter Euro wird mit einem Nutzen von 3,7 Eur bzw. 1,96 Eur angegeben!
Einberechnet werden z.B.
- Reduzierung der Reisezeit
- geringere Umweltkosten, aber auch
- gesundheitliche Auswirkungen
Solche Nutzen - Kosten - Rechnung kennen wir z.B. aus dem Bau von Bahnstrecken, die wegen der immensen Investitionen oft nur mit Mühe über die Grenze von 1,0 kommen, manchmal auch nur unter interessanten Annahmen.
Der Bau einer Raddirektverbindung ist im Vergleich mit dem Strassenbau ziemlich günstig: Wenn wir die Kosten von Heumaden/Ruit bis Kirchheim nehmen, dann geht's da um knapp 14,7 Mio Eur für 20,7 km, während das RP für den 6-streifigen Ausbau der B27 bereits vor der Baukostenexplosion 236 Mio Eur veranschlagt hat, der Umbau des Knotens Friedrichswahl (ein Doppeltunnel mit rund 700m) wird mit rund 380 Mio Euro beziffert, damit der motorisierte Verkehr schöner fliessen kann.
Die ganze Studie kann man sich als Sitzungvorlage anschauen und das ist reichlich Material zum Schmökern.
Die aktuelle Diskussion um den Flughafentunnel hatte für die Studie natürlich keine Rolle gespielt - zu neu.
Wie geht's nun weiter?
"Den beteiligten Kommunen wird in den nächsten Tagen das Ergebnis der Studie zur Verfügung gestellt. ... Dazu muss zunächst mit dem Land Baden-Württemberg und den Kommunen die Frage der Baulastträgerschaft der jeweiligen Streckenabschnitte geklärt werden."
Auf deutsch heisst dass das: Kirchheim, Ostfildern, Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen haben mehr als 30.000 Einwohner und müssen daher Planung und Bau selbst bezahlen.
Natürlich können sie dafür Zuschüsse beantragen, aber das wird dauern.
"Für die Abschnitte, bei denen der Landkreis als Baulastträger in Frage kommt, wird eine möglichst verkehrswirksame Realisierung angestrebt."
Der Landkreis will also auf allen anderen Strecken bald funktionierende Teilstrecken planen und bauen.
Aus der Erfahrung im Neckartal haben wir da zwei Wünsche:
- Kommunikation mit den Anwohner:innen und den Entscheidungsträger:innen in den Kommunen ist ausserordentlich wichtig für eine zügige Realisierung, da wünschen wir dem Landkreis ein besseres Händchen als dem RP im Neckartal und
- sicher wird auch auf den Fildern mal der Klimaschutzeffekt des Radschnellwegs gegen den Naturschutz abgewogen werden müssen; damit nicht wieder Blockaden entstehen wie in Mettingen müssen dringend Varianten mitgedacht und offen gehalten werden
Was kann jede:r einzelne tun?
Der ADFC als Interessenvertretung der Radfahrenden ist natürlich daran interessiert, dass es schnell geht.
In nächster Zeit werden eine ganze Reihe von Kommunen den Radschnellweg Filder auf die Tagesordnung bekommen. Das wird für Pressereaktionen sorgen und - dazu braucht man Hellseherei nicht studiert haben - es wird Reaktionen geben, dass sowas doch gar nicht nötig sei, es koste zu viel Geld, das koste Parkplätze usw.
Es gibt aber sehr gute Argumente FÜR den Radschnellweg und es ist gut, wenn immer mal wieder das eine oder andere genannt wird, in Bürgeranhörungen, Leserbriefspalten, den sozialen Medien usw.
Wir als ADFC stehen da gerne fachkundig zur Seite und sind dankbar, wenn wir von Beteiligungsverfahren erfahren.
Vielleicht können wir so die Verzögerungen vermeiden, die es im Neckartal gerade gibt.
Zur Erinnerung: die Machbarkeitsstudie für den Radschnellweg Stuttgart - Göppingen stammt vom Dezember 2018, bis jetzt gibt es lediglich ein Demonstrationsstück von 1,3 Kilometer parallel zur Landesstraße L 1192 zwischen Reichenbach und Ebersbach.
Weitere Stückchen werden wir mit viel Glück in 4-5 Jahren befahren können.
Auf den Fildern muss das schneller gehen und das schaffen wir nur alle zusammen!